Rechtsprechung
OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23 |
Volltextveröffentlichungen (4)
- Burhoff online
Corona, Judenstern, "nicht geimpft", Volksverhetzung
- Entscheidungsdatenbank Niedersachsen
StGB § 130; VStGB § 6
Judenstern; Ungeimpft; Völkermord; Holocaust; Polizeiverordnung; Verharmlosung - rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)
StGB § 130 ; VStGB § 6
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StGB § 130 ; VStGB § 6
Judenstern; Ungeimpft; Völkermord; Holocaust; Polizeiverordnung; Verharmlosung
Kurzfassungen/Presse
- Burhoff online Blog (Kurzinformation und Leitsatz)
Corona: "Ungeimpft" auf dem gelben Judenstern - Volksverhetzung?
Verfahrensgang
- LG Osnabrück, 02.11.2022 - 5 Ns 131/22
- OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Corona: Rechtsprechungsübersichten
Wird zitiert von ... (0) Neu Zitiert selbst (10)
- OLG Saarbrücken, 08.03.2021 - Ss 72/20
Die Verwendung des "Judensterns" unter Ersetzung des Worts "Jude" durch die …
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Dem lasse sich aber entgegenhalten, dass bei einer meinungsäußerungsfreundlichen Interpretation des von dem Angeklagten verfassten Postings nach Maßgabe der Wechselwirkungslehre des Bundesverfassungsgerichts eben auch überspitzt-polemische Formulierungen hingenommen werden müssten (Hoven/Obert, NStZ 2022, 331, 334), die sich außerhalb einer strafrechtlichen Bewertung sicherlich als stillos, unangemessen und auch geschmackslos darstellten (BVerfG, Beschluss v. 05.02.1998, 1 BvR 410/95; OLG Saarbrücken, Urteil v. 08.03.2021, Ss 72/20 Rz. 21). - BayObLG, 25.06.2020 - 205 StRR 240/20
Strafbarkeit wegen Volksverhetzung
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Etwas anders gilt indessen dann, wenn mit der Verwendung des Judensterns auch auf die gegen die jüdischstämmige Bevölkerung verübten Verbrechen Bezug genommen werden solle (so auch BayObLG, Beschluss v. 25.06.2020, 205 StRR 240/20, bei juris; die dagegen erhobene Verfassungsbeschwerde hat das BVerfG mit Kammerbeschluss vom 21.09.2021 (1 BvR 1787/20 , bei juris) ohne Begründung nicht zur Entscheidung angenommen; der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat hierin in seiner Entscheidung vom 05.07.2022 (1854/22, bei juris) keinen Verstoß gegen Art. 10 EMRK gesehen). - OLG Braunschweig, 07.09.2023 - 1 ORs 10/23
Judenstern; Ungeimpft-Stern; Volksverhetzung; öffentlicher Frieden; …
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Demgegenüber hat das Oberlandesgericht Braunschweig in seinem Urteil vom 7. September 2023 (1 ORs 10/23, bei juris Rz. 14-18) ausgeführt, dass mit der Verwendung eines "Judensterns" mit der Aufschrift "Nicht geimpft" in einem Facebook-Post fraglos eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung, namentlich die mit der durch das nationalsozialistische Unrechtsregime erzwungenen Pflicht der jüdischen Bevölkerung zum Tragen des sogenannten "Judensterns" einhergehende Ausgrenzung und Stigmatisierung verharmlost werde.
- BVerfG, 21.09.2021 - 1 BvR 1787/20
Nichtannahme der Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Etwas anders gilt indessen dann, wenn mit der Verwendung des Judensterns auch auf die gegen die jüdischstämmige Bevölkerung verübten Verbrechen Bezug genommen werden solle (so auch BayObLG, Beschluss v. 25.06.2020, 205 StRR 240/20, bei juris; die dagegen erhobene Verfassungsbeschwerde hat das BVerfG mit Kammerbeschluss vom 21.09.2021 (1 BvR 1787/20 , bei juris) ohne Begründung nicht zur Entscheidung angenommen; der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat hierin in seiner Entscheidung vom 05.07.2022 (1854/22, bei juris) keinen Verstoß gegen Art. 10 EMRK gesehen). - LG Würzburg, 18.05.2022 - 1 Qs 80/22
Strafbarkeit der Verwendung des Judensterns mit der Inschrift "NICHT GEIMPFT"
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Entsprechend führt auch das Landgericht Würzburg in seinem Beschluss vom 18. Mai 2022 (1 Qs 80/22, bei juris Rz. 15) aus, die Verpflichtung zum Tragen des Judensterns habe nicht nur die systematische Ausgrenzung und Entrechtung der jüdischstämmigen Bevölkerung fortgesetzt, sondern letztlich die staatlich betriebene Enteignung, Massendeportation und -vernichtung vorbereitet. - AG Augsburg, 23.08.2019 - 6 Cs 101 Js 134200/18
Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung.
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Der dieser Entscheidung zu Grunde liegende Sachverhalt war aber, worauf das Oberlandesgericht Braunschweig in seiner Entscheidung vom 7. September 2023 (…dort Rz. 19) zutreffend hingewiesen hat, ausweislich des der Entscheidung vorangegangenen und gleichfalls veröffentlichten Urteils des Amtsgerichts Augsburg vom 23. August 2019 (6 Cs 101 Js 134200/18, BeckRS 2019, 57849) anders gelagert. - EGMR, 05.07.2022 - 1854/22
LANZERATH v. GERMANY
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Etwas anders gilt indessen dann, wenn mit der Verwendung des Judensterns auch auf die gegen die jüdischstämmige Bevölkerung verübten Verbrechen Bezug genommen werden solle (so auch BayObLG, Beschluss v. 25.06.2020, 205 StRR 240/20, bei juris; die dagegen erhobene Verfassungsbeschwerde hat das BVerfG mit Kammerbeschluss vom 21.09.2021 (1 BvR 1787/20 , bei juris) ohne Begründung nicht zur Entscheidung angenommen; der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat hierin in seiner Entscheidung vom 05.07.2022 (1854/22, bei juris) keinen Verstoß gegen Art. 10 EMRK gesehen). - LG Köln, 04.04.2022 - 113 Qs 6/22
Judenstern, ungeimpft, Volksverhetzung, Anbringen an Pkw
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Das Landgericht Köln hat dies in seinem Beschluss vom 4. April 2022 (113 Qs 6/22 , bei juris) bejaht und unter anderem ausgeführt, dass als Gegenstand der Verharmlosung sämtliche nationalsozialistische Gewalt- und Willkürmaßnahmen wie Massenvernichtungen, Menschenversuche im Konzentrationslager, Zufügung schwerer körperlicher und seelischer Schäden, Zwangssterilisationen, Schaffung unmenschlicher Lebensbedingungen durch Einweisung in Konzentrationslager, Verfolgung und Ächtung nebst völligem Eigentumsentzug oder Ghettoisierung erfasst würden. - BVerfG, 05.02.1998 - 1 BvR 410/95
Bedeutung und Tragweite von Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG bei Beleidigung
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Dem lasse sich aber entgegenhalten, dass bei einer meinungsäußerungsfreundlichen Interpretation des von dem Angeklagten verfassten Postings nach Maßgabe der Wechselwirkungslehre des Bundesverfassungsgerichts eben auch überspitzt-polemische Formulierungen hingenommen werden müssten (Hoven/Obert, NStZ 2022, 331, 334), die sich außerhalb einer strafrechtlichen Bewertung sicherlich als stillos, unangemessen und auch geschmackslos darstellten (BVerfG, Beschluss v. 05.02.1998, 1 BvR 410/95;… OLG Saarbrücken, Urteil v. 08.03.2021, Ss 72/20 Rz. 21). - OLG Frankfurt, 13.02.2023 - 1 Ss 166/22
Veröffentlichung eines Judensterns mit den Worten "Nicht geimpft" auf Facebook
Auszug aus OLG Oldenburg, 16.10.2023 - 1 ORs 46/23
Auch nach der Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 13. Februar 2023 (1 Ss 166/22 , bei juris Rz. 9 ff.) kann jedenfalls allein in der Verwendung des sog. Judensterns mit der Aufschrift "Ungeimpft" ein Verharmlosen im Sinnes des § 130 Abs. 3 StGB nicht erblickt werden.